So kann sich Ihr Kind beim Lernen besser konzentrieren
Zuerst eine kleine Definition zur Konzentration
In der Pädagogischen Psychologie versteht man unter Konzentration einen Zustand, der fordernde kognitive Leistungen ermöglicht. Im konzentrierten Zustand sind Energie und Anspannung des Körpers erhöht, und das führt zu einer Aktivierung des ARAS (Ascending Reticular Activating System, auf Deutsch: aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem). Mangelndes Interesse, Ablenkung, zu viele Reize, Müdigkeit, Völlegefühl sowie psychische und körperliche Probleme setzen die Konzentrationsfähigkeit herab.
Altbekanntes Problem
Die meisten kennen das Problem aus eigener Erfahrung: Man sitzt am Schreibtisch, sollte endlich lernen, aber man schafft es einfach nicht sich zu konzentrieren. Man sitzt Stunde um Stunde und kommt nicht viel weiter. Aber in einem fokussierten Zustand wäre der Lernstoff im Nu im Gedächtnis gelandet. Diesen zu erreichen ist das Ziel!
Mehr Konzentration beim Lernen
Zuerst gilt es dem Kind zu helfen, sich zum Lernen erst einmal zu überwinden. Hier finden Sie Tipps, wie die Motivation gesteigert werden kann. Ist der Start einmal geschafft, beginnt die sogenannte Aufwärmphase, die ungefähr zehn Minuten lang andauert. Danach kann es mit dem konzentrierten Lernen richtig losgehen! Damit die Fokussierung nicht verloren geht oder überhaupt zu Stande kommen kann, beachten Sie bitte die folgenden Tipps.
Ablenkung reduzieren
Es klingelt das Handy mit einer neuen WhatsApp Nachricht, oder es wird im Nebenzimmer ein Fernseher eingeschaltet, und schon ist die Konzentration dahin. Kinder glauben dann, sie könnten was Wichtiges verpassen und sind mit den Gedanken schon nicht mehr beim Lernstoff. Das passiert sehr leicht, denn unser Gehirn mag Abwechslung und Reize, permanent will es mit Neuem gefüttert werden. Aber sonnenklar ist, dass sich Ablenkung sehr kontraproduktiv auf die Konzentration auswirkt.
Unsere leichte Ablenkbarkeit geht sogar noch weiter: Laut einer Metastudie von Kripa Sundar von der Washington State University können schon kleine interessante Details oder lustige Zusätze in den Unterlagen selbst dazu führen, dass man weniger gut lernt. Ein Witz oder ein lustiges Bildchen (in der Fachsprache auch „Seductive Detail“ genannt) wird von den Lernenden zwar als unterhaltsam empfunden, aber passt es nicht zum Lerninhalt, zieht es zu viel Aufmerksamkeit ab.[1]
Vermeiden Sie also potenzielle Ablenkungsquellen.
Regelmäßige Pausen
Je nach individueller Persönlichkeit sollten fünfminütige Pausen nach 15 bis 25 Minuten konzentriertem Lernen eingehalten werden. Kleine Verschnaufpausen im Idealfall mit Bewegung (Aufstehen, sich strecken, herumgehen,…) tun dem Gehirn beim Lernen gut!
Warum brauchen wir Pausen?
Ununterbrochenes Üben oder Lernen führt nicht zum gewünschten Resultat. Denn der wesentliche Lernprozess findet in den eingelegten Pausen statt. Forscherinnen fanden heraus, dass während der Pausen im Gehirn die gleichen Aktivitätsmuster vorkommen wie beim Üben selbst – aber mit 20-fachiger Geschwindigkeit und auch häufiger![2]
Achten Sie bitte darauf, dass Ihr Kind beim Lernen ausreichend oft Pausen einlegt und vom Schreibtisch aufsteht und sich im besten Fall auch noch bewegt.
Loben fördert die Konzentration
Gutes Feedback kann die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern erhöhen, und Lob ist eine Form von Feedback. Kinder benötigen Feedback, damit sie erkennen, was gewünscht und gewürdigt wird. Bitte beachten Sie: Häufiges Rügen anstelle von Lob wirkt sich negativ aus, so Stimmen aus der Fachwelt![3]
Positive Rückmeldungen erhöhen zusätzlich die Motivation, was es dabei zu beachten gilt, können Sie hier nachlesen.
Ausreichend Schlaf
Wir kennen das alle aus eigener Erfahrung: Müdigkeit senkt die Konzentrationsfähigkeit merklich. Leidet Ihr Kind an Schlafmangel, wird es sich wahrscheinlich lieber hinlegen, anstatt zu lernen. Und gute Gehirnleistungen erfordern einfach ausreichend Schlaf von guter Qualität.
Zudem laufen im Gehirn wichtige Lernprozesse, während wir schlafen. Im Schlafzustand reaktiviert, strukturiert und festig unser wichtigstes Organ das tagsüber Gelernte. Ist der Schlaf zu kurz oder schläft ihr Kind nicht gut, wirkt sich das nicht nur negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus, sondern auch auf die Gedächtnisleistung!
Sorgen Sie bitte dafür, dass Ihr Kind ausreichend guten Schlaf bekommt.
Bewegung hilft!
Sport ist wichtig für die Gesundheit, aber auch unser Gehirn kann besser arbeiten, wenn wir genügend körperliche Aktivität ausüben.[4]
Idealerweise ist Sport bereits von frühen Kindestagen an im Alltag integriert, denn das Training unterstützt die Konzentration und die Willenskraft.
Und fitte Kids sind nachweislich aufmerksamer als Couchpotatoes!
Wussten Sie, dass sich Kinder nach einer intensiveren Bewegungseinheit besser konzentrieren und Ablenkungen besser ausblenden können?[5]
Motivieren Sie Ihr Kind sich zu bewegen!
Psychische Belastungen reduzieren
Leiden Kids unter seelischem Stress, senkt das ihre Konzentrationsfähigkeit. Unterstützen Sie Ihren Nachwuchs im Umgang mit Belastungen und helfen Sie, dass diese gut verarbeitet werden. Ist der Auslöser Zwist zwischen den beiden Elternteilen, streiten Sie zukünftig auf zivilisierte und respektvolle Art miteinander.
Bei zu geringem Selbstwert („Ich bin zu blöd, das ist mir alles viel zu viel!“ ) helfen Sie bitte auf liebevolle Art und Weise das Selbstbewusstsein zu stärken. Ist Mobbing in der Schule der Auslöser, suchen Sie umgehend das Gespräch mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer.
In Konfliktsituationen kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihre Formulierungen in eine positivere Richtung manövrieren. Beispiel: Anstatt „Schrei nicht so herum!“ können Sie auch „Bitte sprich in einer normalen Lautstärke mit mir!“ Ihrem Kind entgegnen.
Bitte holen Sie sich professionelle Unterstützung, wenn Sie selbst nicht mehr weiterwissen!
Alle Tipps befolgt, trotzdem kein Erfolg?
Als Ursache für die Unfähigkeit sich konzentrieren zu können, kommt in so manchem Fall auch eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) in Frage. ADHS ist eine psychische Störung und wird nur von entsprechendem Fachpersonal diagnostiziert.
Ist ADHS bei Ihrem Kind ein Thema, bietet sich der Versuch an, die Konzentration mit einem monotonen „Geräuschteppich“ (via Kopfhörer) zu erhöhen. Dieser schluckt andere ablenkende Geräusche einfach.
Forscher aus Colorado (USA) berichten, dass bedeutungsloser Lärm in einer Lautstärke zwischen 65 dB (Zimmerlautstärke) und 80 dB (Staubsaugergeräusch) vor allem Kindern mit ADHS helfen kann. So wurde in einem Experiment nachgewiesen, dass über Kopfhörer eingespieltes weißes Rauschen, die Aufmerksamkeit erhöhte.
Das Forscherteam warnt aber auch davor, dass der monotone Lärm Kindern ohne ADHS vermutlich mehr schade als nutze.[6]
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Quellen:
[1] Eine Meta-Analyse des Effekts der verführerischen Details
[2] Studie zu den Effekten von Lernpausen
[3] Zeitschrift für angewandte Verhaltensanalyse
[4] Die Auswirkungen von kardiorespiratorischer Fitness...
[5] "Sport macht klug"
[6] Weißes Rauschen als mögliche Therapieoption für Kinder mit ADHS