Tipps für Eltern von Kindern mit Legasthenie (LRS)
Es ist von großer Bedeutung, dass Sie Ihr Kind frühzeitig individuell unterstützen, um die Freude am Lernen und den Anschluss an den Unterricht zu erhalten. Wir raten Eltern, so schnell wie möglich Unterstützung zu suchen, damit die Förderung beginnen kann. Die Motivation des Kindes steigt, wenn bemerkt wird, dass Fortschritte im Lernen gemacht werden, und Misserfolge können besser verdaut werden.
Fokus auf die Stärken
Allzu oft sind in der Schule leider die Schwächen im Vordergrund. Aber auch zu Hause kann es vorkommen, dass wir uns auf Bereiche konzentrieren, wo Verbesserungen gewünscht sind. Indem Sie die Dinge hervorheben, die das Kind gut macht, und seine Anstrengungen und Fortschritte loben, können Sie sein Selbstvertrauen stärken und ihm helfen, eine positive Einstellung zum Lernen zu entwickeln. Ebenso wichtig ist es, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem das Kind sich traut, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen.
Üben ja, aber nicht nur!
Regelmäßiges Üben ist wichtig, aber es ist auch wichtig, das Wohlbefinden des Kindes zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass es genügend Zeit für Ruhe, Entspannung und Freizeitaktivitäten hat. Kinder lernen in vielen verschiedenen Kontexten, nicht nur in der Schule oder während der Hausaufgabenzeit. Spielen, Interaktionen mit Freunden und die Teilnahme an Hobbys und Interessen können wichtige Lernmöglichkeiten bieten und dazu beitragen, Fähigkeiten wie Kreativität, Problemlösung, soziale Interaktion und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Dagegen erschwert Druck und Stress das Lernen und beeinträchtigt das Wohlbefinden von Lernenden. Es ist daher wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und sicherzustellen, dass Kinder genügend Zeit haben, um sich zu entspannen und zu genießen. Übungszeit sollte so gestaltet sein, dass sie positiv und ermutigend ist. Indem das Kind ermutigt und seine Bemühungen anerkannt werden, tragen Erwachsene dazu bei, dass eine positive Einstellung zum Lernen gefunden wird.
Lesen und Schreiben in den Alltag integrieren
Unser Alltag bietet viele Gelegenheiten, Lese- und Schreibfähigkeiten zu fördern. Kinder merken so, dass Lesen und Schreiben in vielen Situationen wichtig sind. Hier sind einige Beispiele, wie Sie dies tun können:
- Im Supermarkt: Bitten Sie Ihr Kind, eine Einkaufsliste zu schreiben oder die Artikel auf der Liste zu lesen. Motivieren Sie Ihr Kind, die Schilder und Etiketten im Supermarkt zu lesen.
- Beim Kochen: Rezepte sind eine großartige Möglichkeit, Lese- und Schreibfähigkeiten zu üben. Ihr Kind kann das Rezept lesen, Ihnen beim Aufschreiben von Zutaten und Anweisungen helfen oder sogar sein eigenes Rezept schreiben.
- Während der Fahrt: Verkehrsschilder, Plakate und Werbetafeln bieten viele Gelegenheiten zum Lesen. Regen Sie Ihr Kind an, die Schilder zu lesen, die es sieht, und vielleicht entwickeln Sie sogar ein Spiel daraus!
- Vorlesen: Wenn Sie Ihrem Kind vorlesen, bitten Sie es, dass es auch Ihnen einen Teil daraus vorliest. Sie können auch zusammen Bücher auswählen und Ihr Kind fragen, worum es in den Büchern geht oder was es denkt, was als nächstes passieren wird.
- Schreiben von Nachrichten: Motivieren Sie Ihr Kind zum Schreiben von Nachrichten: Notizen, Grußkarten, Postkarten, eine E-Mail oder einen Brief etc...
Durch solche Aktivitäten wird Ihr Kind die Bedeutung und den Wert des Schreibens in seinem täglichen Leben erfahren und die Verbindung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache besser verstehen.
Ihr persönlicher Umgang mit dem eigenen „LRS“-Kind
Es ist wichtig, dass Ihr Kind versteht, was Legasthenie ist und dass es nichts mit seiner Intelligenz oder seinem Wert als Person zu tun hat. Hier sind einige Punkte, die Sie beachten sollten, wenn Sie Ihrem Kind Legasthenie erklären:
Klare und einfache Sprache: Legasthenie ist ein komplexes Thema, aber versuchen Sie, es so einfach und verständlich wie möglich zu erklären. Sie könnten zum Beispiel sagen, dass Legasthenie bedeutet, dass das Gehirn Schwierigkeiten hat, Buchstaben und Wörter zu erkennen und zu verarbeiten.
Positive Betonung: Erklären Sie, dass Legasthenie nichts mit der Intelligenz eines Menschen zu tun hat. Viele Menschen mit Legasthenie sind sehr klug und kreativ, und es gibt viele erfolgreiche Menschen, die Legasthenie haben.
Es ist nicht die Schuld des Kindes: Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind versteht, dass es nicht seine Schuld ist, dass es Legasthenie hat. Es ist eine neurologische Bedingung, die nichts mit Faulheit oder mangelndem Willen zu tun hat.
Unterstützung ist verfügbar: Sagen Sie Ihrem Kind, dass es hilfreiche Strategien und Ressourcen gibt und dass Sie und seine Lehrer*innen ihm dabei helfen werden, Wege zu finden, um mit den Herausforderungen umzugehen.
Legasthenie ist nur ein Aspekt: Ihr Kind ist ganz viel mehr als nur seine Legasthenie. Ihr Kind hat viele andere Stärken und Talente und ist in der Lage, erfolgreich zu sein und seine Ziele zu erreichen.
Offen für Fragen sein: Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, Fragen zu stellen und über seine Gefühle zu sprechen. Es ist wichtig, dass es sich sicher und geborgen fühlt, um seine Gedanken und Sorgen ausdrücken zu können.
Freiräume: Sorgen Sie für Entspannungsmöglichkeiten und unterstützen Sie Hobbys, damit Ihr Kind einen positiven Ausgleich zum Schulalltag hat. Erfolgserlebnisse außerhalb der Schule leisten auch einen wertvollen Beitrag für das Wohlbefinden.
Loben: Lob und Anerkennung (auch für kleine Fortschritte) sind mächtige Werkzeuge, um das Selbstwertgefühl und die Motivation Ihres Kindes zu stärken. Mehr zum Thema „Loben“
Umgang mit Enttäuschungen: Zeigen Sie Verständnis und Empathie und sagen Sie Ihrem Kind, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und Schwierigkeiten zu haben. Jeder hat solche Momente. Eine liebevolle Umarmung ist sehr tröstend. Versuchen Sie, konstruktives Feedback zu geben und bieten Sie Lösungen und Hilfe an.
Liebe: Ihr Kind muss merken, dass Sie es lieben, so wie es ist. Verbalisieren Sie Ihre Liebe und Ihren Stolz auf Ihr Kind und seine Bemühungen. Zeigen Sie Interesse an den Dingen, die Ihr Kind mag und die es ausmachen. Hören Sie zu, wenn Ihr Kind über seine Interessen, Freunde oder Erlebnisse spricht. Elterliche Liebe und Akzeptanz sind von unschätzbarem Wert für das Selbstwertgefühl und das emotionale Wohlbefinden Ihres Kindes!
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Dieser Artikel wurde gegengelesen von der Expertin:
Mag.a Claudia Dietrich
AHS-Professorin am Evangelischen Gymnasium in Wien
Psychologie und Philosophie
Schüler*innen und Bildungsberatung
Geprüfte LRS-Trainerin